Das neue Berlin, 1977. — 337 S.
Utopische beziehungsweise phantastische Literatur, einst als zweifelhafte Lektüre für Halbwüchsige verschrien. dank ihres Problemgehalts inzwischen zum Spezialtip für geistig anspruchsvolle Leser geworden. daher stàndig vergriffen — was ist das überhaupt? Woher kommt sie, was will sie, was leistet sie?
Juli Kagarlizki, Dozent für Literaturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts an der Moskauer Theaterhochschule, Kenner der anglo-amerikanïschen Science Fiction, für seine Monographie über Herbert G. Wells 1972 mit dem Pilgrim- Preis der Science Fiction Research Foundation ausgezeichnet, gibt auf diese Fragen eine Antwort — eine von mehreren moglichen. Die Materialfülle seiner Arbeit ist erstaunlich, der Problemreichtum nicht minder. Der Essay erschlieBt literaturwissenschaftliche und wissenschaftsgeschichtliche Entwicklungslinien. die für das Verstiindnis der utopischen Literatur unentbehrlich sind. Sein grôBter Vorzug jedoch liegt darin: Von ihm geht eine unwiderstehliche Anregung aus — zur Beschaftigung mit der Literatur. zur Diskussion. zum Nachdenken über den Menschen und seine Welt.
Oft lassen sich der Inhalt eines Buches und der Standpunkt des Autors schon aus dem Titel erschließen. Bei diesem Buch wird das kaum möglich sein.
Die Phantastik, das heißt die phantastische Literatur, kann man von verschiedenen Seiten aus betrachten; in jedem Falle eröffnet sich dem Forscher ein breites Betätigungsfeld. Es gibt bisher keine Gesamtdarstellung der phantastischen Weltliteratur, es gibt nicht einmal eine allgemein anerkannte literaturtheoretische Definition der Phantastik, und nur wenige Monographien beschäftigen sich mit zeitgenössischen Schriftstellern. Trotzdem ist dieses Buch nicht das erste zu diesem Thema. Der Verfasser war bestrebt, historisch vorzugehen, aber er hat keine Literaturgeschichte geschrieben.