Francke, 1969. — 214 S.
Als die Verwandtschaft der Sprachgruppe, die wir indogermanisch oder richtiger indoeuropäisch nennen, erkannt war, fragte man sich, ob nicht auch die andere flektierende Sprachgruppe, die semitische, mit der ersteren Gruppe verwandt sein könnte. Die Versuche von Hermann Möl ler waren aber derart abwegig und enttäuschend, dass für ernste Wissenschafter das Problem erledigt zu sein schien; audi der Versuch einer Ehrenrettung Möllers durch Cuny, Invitation ä l’etude comparative des langues indoeuropeennes et des langues chamito-semitiques, 1946, muss als teilweise misslungen gelten, während Nachweise einer Verwandtschaft der semitischen mit den hamitischen Sprachen weit mehr Zustimmung gefunden haben (z. B. G. I. Ascoli und L. Heilmann). Das Problem konnte nicht gelöst werden, weil man von falschen Voraussetzungen ausging. Ausserdem stellen sich der Forschung verschiedene Schwierigkeiten in den Weg: Noch heute gibt es kein semitisches etymologisches Wörterbuch; noch heute haben wir kein zuverlässiges abgeschlossenes Wörterbuch des Altarabischen oder des Akkadischen, wie überhaupt die Forschung in der Semitologie trotz guter Vorarbeiten z. B. durch J. Aro und B. Spuler (Handbuch der Orientalistik, II. Bd.) noch nicht die Übersicht gewonnen hat wie die indogermanische Forschung.